Bodenverbrauch und Bodenversiegelung – was können wir tun?

Sascha Harold vom MFG – Das Magazin hat 3 Fragen an Susanne Formanek zum Thema Bodenverbrauch und Bodenversiegelung – was können wir tun? gestellt. 

Der Bodenverbrauch ist medial immer wieder ein Thema, haben Sie den Eindruck, dass in der Stadt/im Land genug dagegen getan wird?

Es geht immer noch besser, besonders in Zeiten des Klimawandels. Niederösterreich hat lt. dem neuen Bericht des WWF einen Bodenverbrauch von 2,1 ha pro Tag und zählt damit nicht als Vorbild. Die Palette der Möglichkeiten versickerungsoffen zu bauen ist lange und es sollte versucht werden überhaupt nicht zu versiegeln.

https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2023/05/WWF_Bodenreport_2023_web.pdf

Entsiegeln ist gut, ABER unsere versiegelten Böden enthalten auch durch die volle Entsiegelung nicht seine für das Klima und die Biodiversität entscheidenden Funktionen zurück. Denn ein organisch gewachsener Boden speichert CO2, und mit jedem Quadratmeter, den wir zerstören, verlieren wir diesen CO2-Speicher. Und das geht Hand in Hand mit den Erreichen der Klimaneutralität und Einhalten unseres 1,5 Grad Ziels.

Zudem benötigen wir unsere Böden für den Erhalt der Biodiversität! In einer Hand voll Erde leben so vielen Lebewesen, wie Menschen auf der Erde leben. Der Schutz und Erhalt der Biodiversität sichert unsere Leistung der Ökosystemfunktionen.

d.h das Ziel ist Bodenverbrauch sofort zu reduzieren und heute damit zu starten.

Wie bewerten Sie Initiativen wie den „blau-gelben Bodenbonus“, mit dem Entsiegelungen gefördert werden sollen?

Jeglicher Anreiz ist gut, so auch der Bodenbonus. Eine Anreizwirkung den Bodenverbrauch zu stoppen wäre zusätzlich von Vorteil.

Was müsste die Stadt tun, um der hohen Bodenversiegelung entgegenzuwirken?

In der Stadt St.Pölten nimmt der Anteil von Verkehrsflächen mit 40 Prozent den größten Teil der Fläche ein. Dies bedeutet, dass ein großer Teil der Stadt versiegelt ist. (Quelle: Standard https://www.derstandard.at/story/3000000213331/wo-in-oesterreich-die-versiegelung-durch-verkehr-am-groessten-ist).

Die Implementierung eines Bodenschutzvertrags mit klaren Reduktionszielen wäre von Vorteil um den Anteil nicht mehr zu vergrößern, dann würden veraltete Konzepte wie die S34 überdacht werden. Zudem ziehen solche Projekte mehr Verkehr an, erhöhen dadurch den Co2 Ausstoß, Lärm und Staub. D.h. Verhindern von Bodenversiegelung hat oberste Priorität.

Kommunen spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen, die sich u.a. auf den Hochwasserschutz und die Trinkwasserversorgung in kommende Trockenzeiten erstrecken. Eine zusätzliche Versiegelung durch neue Straßen und neuen Versiegelungsgebiete sowie Gefährdung der Hochwassergebiete stehen nicht im Einklang mit dieser Entwicklung. Das Ziel ist Retentionsfläche aufzubauen, um Wasser zu speichern, welches wir u.a. auch für die Begrünung benötigen.

Grüne Infrastruktur sind wichtige Maßnahmen, und dazu benötigen wir blaue Infrastrukturen. Die Einführung von Grünflächen wie Parks, Gärten und Gründächern kann dazu beitragen, die Bodenversiegelung zu verringern und natürliche Flächen für die Wasserinfiltration und Kühlung zu schaffen. Weiters ist eine Förderung nachhaltiger Stadtentwicklungspraktiken von Vorteil, die durchlässige Oberflächen bevorzugen und die unnötige Versiegelung von Flächen begrenzen. Die Einführung dezentraler Regenwasserbewirtschaftungssysteme kann dazu beitragen, den Druck auf das Abwassersystem zu verringern und die Versickerung von Wasser in den Boden zu fördern.

Und schließlich ist die Entwicklung und Einführung von Instrumenten wichtig, wie z.B. einen kommunalen Flächenrechner, oder den Grünflächenfaktor, wie ihn die Städte Salzburg und Graz haben, der die Flächennutzung überwacht und damit die fundierte Entscheidungen zum Schutz des Bodens und zur Bekämpfung der übermäßigen Versiegelung unterstützt. Damit können Förderungen verbunden werden.

Es können weiters Initiativen, die sich auf die Entsiegelung von Flächen und die Wiederherstellung der natürlichen Bodenstruktur konzentrieren, umgesetzt werden. Der grüne Loop ist eben so ein Beispiel, Dach- und Fassadenbegrünung oder Solargründächer sind ebenfalls gute Beispiele. Das muss in einer konsequenten Strategie weiterverfolgt werden und gemonitored werden. Wir benötigen grün-blaue Infrastrukturen d.h. viele Einzelmaßnahmen die im Ganzen zusammenwirken. Das vorausschauende Analysieren, Abschätzen und Planen für die nächsten Generationen, sowie das kontinuierliche Umsetzen und kontinuierliche Messen, durch z.B. Kataster oder mittels des Einsatzes der ESA Daten https://gtif.esa.int/explore?x=1474983.25301&y=5996364.12682&z=6.63481, unterstützen diese Vorgehensweisen.

Danke für die FRAGEN!